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Jubiläum: Seit 100 Jahren fahren Postautos über den Ofenpass

Vor 100 Jahren ist erstmals ein Postauto vom Engadin über den Ofenpass ins Val Müstair gefahren. Das neue Verkehrsangebot brachte im Jahr 1922 eine willkommene Erleichterung für die Anwohnerinnen und Anwohner im Tal. Schon von Beginn an zeigte sich auch die touristische Bedeutung der PostAuto-Verbindung.

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Ofenpass

«Hier ist es ja wie in Kanada!» Das sagen Touristinnen und Touristen schon mal, wenn sie im Postauto über den Ofenpass fahren – vorbei an Bächen und eindrücklichen Flanken mit Arven- und Lärchenwäldern. Die Fahrt von Zernez durch den Nationalpark, über den Pass und dann hinunter ins Val Müstair ist eine der schönsten Linien von PostAuto. Am 1. Juli feiert die Verbindung ihren 
100. Geburtstag. Als der Betrieb aufgenommen wurde, lebten rund 1500 Personen im Val Müstair, es galt als eines der entlegensten Südtäler der Schweiz. Diese Bewohnerinnen und Bewohner sollten dank dem Postauto eine schnellere Verbindung ins Engadin und damit in die Welt erhalten. Denn es gab zwar eine ausgebaute Strasse, die Fahrt mit der Pferdekutsche dauerte aber lange.

Angst vor hohem Defizit

Im Vorfeld diskutierte man, wer die neue Linie betreiben und für die zu erwartenden Defizite aufkommen sollte. Auch existierte bereits die Idee einer Bahnverbindung über den Ofenpass ins Südtirol. Weil dieses Projekt aber noch wenig ausgereift war, forderten verschiedene Seiten, mit der schneller realisierbaren Postautoverbindung vorwärts zu machen. Die Menschen im Val Müstair sollten von den gleich speditiven Post-Dienstleistungen profitieren können wie anderswo, und man wollte zugleich eine touristische Verbindung zwischen dem Südtirol und dem Engadin ermöglichen.
Innert wenigen Monaten entwickelte die Post daraufhin das Angebot. Dieses bestand aus drei Car alpin, die ab 1. Juli 1922 zwischen Zernez und Müstair fuhren. Das Saisonangebot bestand aus zwei Kursen in beide Richtungen in den Monaten Juli und August sowie aus einem Kurs in beide Richtungen im September. Im Folgejahr sollte die Saison bereits am 1. Juni beginnen. 

Bevölkerung freut sich

Die erste Fahrt mit einem Postauto über den Ofenpass war etwas Besonderes. Vertreter der italienischen Städte Bozen und Meran waren ebenfalls an der Eröffnungsfeier anwesend und unterstrichen damit die internationale Bedeutung der Ofenpass-Linie. Deshalb verlängerte man die Premierenfahrt bis ins Südtirol. Im Val Müstair selbst zeigten die Einheimischen ihre Freude über das neue Transportmittel mit Fahnen und Inschriften an den Häusern.

Bereits im ersten Betriebsjahr stieg die Zahl der Reisenden gegenüber den vorangehenden Jahren mit Pferdepost-Verbindungen fast um das Vierfache auf rund 4000 Fahrgäste an, und das Defizit war markant kleiner als ursprünglich befürchtet. Ab dem zweiten Betriebsjahr konnten die Verantwortlichen bereits einen Gewinn verbuchen. Die positive Nachfrage war auch Folge des touristischen Angebots. Von Anfang an gab es eine Verbindung Richtung Stilfserjoch und Pässe-Rundfahrten über Bernina, Umbrail und Ofenpass. 

In der Saison 1933/34 fuhr erstmals ein Postauto auch im Winter über den Pass, anfänglich noch mit Raupenantrieb. Als in der Kriegszeit der Kraftstoff knapp war, rüstete man die Fahrzeuge mit Holzvergasern aus oder verwendete qualitativ minderen Treibstoff. Dadurch quälten sich die Postautos mit Tempo 10 bis 15 die Passstrasse hoch, was sich im Winter die Jugendlichen aus dem Tal zunutze machten. Wie der Lokalhistoriker Oswald Toutsch rückblickend erzählt, rannten sie dem Postauto nach, banden schnell ihre Schlitten an die Anhängerkupplung und liessen sich aufwärts ziehen – nicht zur Freude aller Postauto-Fahrer.

Über den Pass und durchs Stadttor

Heute fährt das Postauto in der Regel täglich von Zernez bis nach Mals im Südtirol. Dort besteht Anschluss auf die Vinschgaubahn bis Meran. Auf 2149 Metern über Meer erreicht das Postauto den höchsten Punkt der Reise: die Passhöhe des Ofenpasses. Tiefster Punkt ist mit 914 das Städtchen Glurns auf italienischer Seite, wo die Fahrt durch das enge Stadttor zugleich einer der Höhepunkte auf der Strecke ist. Gleichgeblieben ist die Bedeutung der Strecke als einzige öV-Verbindung ins Val Müstair sowohl für Einheimische wie auch für Touristen.

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