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Als der Fahrplan noch 2,5 Kilogramm wog

Wenn am 14. Dezember 2025 das neue Fahrplanjahr beginnt, bedeutet das für viele Reisende einfach eine veränderte Verbindung in ihrer App. Der Weg zu dieser einfachen Abfrage war lang: Früher blätterten sie durch Tausende Seiten dicke Kursbücher, die bis zu 2,5 Kilo wogen. Im PTT-Archiv in Köniz BE haben wir nachgeforscht, wann alles begann – und stiessen auf den Fahrplan der allerersten PostAuto-Linie der Schweiz.

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Europaweit beginnt das Fahrplanjahr nicht am 1. Januar, sondern bereits am zweiten Sonntag im Dezember. Warum dieser Zeitpunkt? Selbst Verkehrshistoriker rätseln, denn in Quellen ist eher kryptisch von «betrieblichen Gründen» die Rede. Wir interpretieren das so: Das Datum hatte sich wohl eingebürgert, damit die logistisch aufwändige Umstellung zu Beginn des neuen Jahrs bereits warmgelaufen war und die Umsetzung während der Festtage wegen der vielen personellen Abwesenheiten schwierig gewesen wäre.

Alle öV-Linien hatten auf einem Plakat Platz

Dieses Jahr beginnt der neue Fahrplan am 14. Dezember. Innert Sekunden spuckt die Fahrplan-App den Fahrgästen die neuen Verbindungen aus. Doch wie war das früher, wann gab es den ersten PostAuto-Fahrplan? Um dies zu erfahren, trafen wir den Historiker Jonas Veress im PTT-Archiv. Dort, im Untergeschoss eines schlichten Bürokomplexes im bernischen Köniz, stehen sämtliche gedruckten Fahrpläne der Schweiz, aufgereiht in hohen Metallregalen oder grossen Schränken.

Der erste Fahrplan eines motorisierten Postautos stammt aus dem Jahr 1906: Auf einem Blatt, so gross wie ein Poster, sind alle öV-Linien der Schweiz aufgezeichnet. Auf den feinen Linien stehen die Fahrzeiten der einzelnen Verbindungen. Eine Strecke, jene von Bern nach Dettligen, ist mit einem winzigen Bussymbol gekennzeichnet und markiert die erste PostAuto-Linie. Mit weissen Handschuhen, um das Papier zu schonen, greift der Historiker ins Gestell und behändigt einen noch älteren Fahrplan: Es ist das erste gedruckte Post-Kursbuch der Schweiz aus dem Jahr 1892, in dem unter anderem das gesamte Postkutschen-Angebot zu finden ist.

Nichts für die Handtasche

1905 gab die SBB in Zusammenarbeit mit der Oberpostdirektion zum ersten Mal ein «Amtliches Kursbuch» heraus. Das öV-Angebot wuchs, und mit ihm die gedruckten Seiten. Anfänglich erschien das Kursbuch viermal im Jahr, ab 1920 noch zweimal – je eines für den Sommer den Winter. Ab 1987 gab es nur noch eine Ausgabe pro Jahr, Fahrplanwechsel war im Mai. Erst seit 2002 ist der Fahrplanwechsel europaweit abgestimmt und findet im Dezember statt, was die Reiseplanung über die Grenzen hinweg vereinfacht.

Bei seiner letzten Ausgabe 2017 umfasste das gedruckte Kursbuch drei dicke Bände, die man – entgegen dem Smartphone – nicht in der Handtasche mit auf die Reise nahm: Sie hatten 6000 Seiten und wogen 2,5 Kilo. Vielmehr notierten sich die Reisenden vorgängig ihre Verbindungen auf einem Zettel. Zuletzt war die Nachfrage nach dem Print-Fahrplan von einer halben Million auf 25’000 Exemplare zurückgegangen. Denn seit der Jahrtausendwende können die Fahrgäste dank der Einführung der SBB-Website den Fahrplan online abfragen. Eine weitere Ära startete 2008 mit der SBB-App. Neben den Fahrzeiten bedient sie den Nutzer beispielsweise auch mit Angaben zu Störungen, Tickets und zur Barrierefreiheit. 2 Millionen Fahrgäste greifen täglich darauf zu.

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Fahrplanwechsel am 14. Dezember

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