Menschen, Innovation

Seit fünf Generationen auf dem Gaspedal

Das PostAuto-Unternehmen Rapold im zürcherischen Rheinau chauffiert seit 130 Jahren Fahrgäste durch die Region. Mit Sabine Krummen hat die fünfte Generation das Steuer übernommen. Sie arbeitet auch in der Güterlogistik und hat dieses Jahr mit einem Elektro-Truck einen Weltrekord erreicht.

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Ururgrossvater Joseph Rapold mit der Postkutsche, die ab 1902 zweimal täglich zwischen Rheinau ZH und Marthalen ZH verkehrte.
Ururgrossvater Joseph Rapold mit der Postkutsche, die ab 1902 zweimal täglich zwischen Rheinau ZH und Marthalen ZH verkehrte.

«Als kleines Mädchen machte ich regelmässig mein Mittagsschläfchen im Postauto. Das Brummen des Motors war mein Wiegenlied.» Das sagt die Ökonomin Sabine Krummen (38), die seit Frühling 2022 das Unternehmen Rapold Mobility AG leitet. Ihr Ururgrossvater war Postfuhrhalter und gründete das in Rheinau ZH beheimatete PostAuto-Unternehmen im Jahr 1894. Lange sah es so aus, als würde die Traditionsfirma die Türen schliessen müssen. Denn Matthias und Helen Rapold, die vierte Generation, fanden keine Nachfolge. Dann fanden sie eine Lösung und konnten den Betrieb ihrer Tochter Sabine übergeben. Sie arbeitet im freiburgischen Kerzers als Leiterin Nachhaltigkeit im international tätigen Güterlogistikunternehmen ihres Mannes Peter und dessen Bruder Hans. Das PostAuto-Unternehmen gehört heute zur Krummen Group, Sabine Krummen führt es zusammen mit ihrem Vater Matthias.

Die Rapold Mobility AG mit zehn Mitarbeitenden ist eines von rund 100 PostAuto-Unternehmen und ein Musterbeispiel für Flexibilität und Beständigkeit. Wie das gelingt, sagt Co-Geschäftsführerin Sabine Krummen im Interview.

Drei Generationen, ein PostAuto-Unternehmen: Grossmutter Rita Rapold (88), Vater Matthias Rapold (64) und Sabine Krummen (38).
Drei Generationen, ein PostAuto-Unternehmen: Grossmutter Rita Rapold (88), Vater Matthias Rapold (64) und Sabine Krummen (38).

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Eure Firma ist seit fünf Generationen in Familienhand – was ist das Rezept?

Mein Vater hat mit viel Engagement einen Vorzeigebetrieb aufgebaut. Die gute, kooperative Beziehung zur Auftraggeberin Post ist sehr wichtig. Auch braucht es die entsprechende DNA: Eine Familie muss das Unternehmertum im Blut haben und die Bereitschaft, Verantwortung zu tragen. Die Firma muss das gemeinsame Baby sein – mit aller Flexibilität, die es auch für das Elternsein braucht.

Welche Synergien gibt es zwischen dem öV und der Güterlogistik?

Mit dem grossen Güterlogistikunternehmen meines Mannes Peter und seines Bruders Hans gibt es erstaunlich viele Synergien. Beide Branchen erfordern ähnliche Skills von ihren Mitarbeitenden – vom Fahren über die flexible Planung bis zur Administration.

Du wohnst im Kanton Freiburg, euer PostAuto-Unternehmen ist 180 Kilometer entfernt. Wie überwindest du die Distanz?

Die Mobilität ist mein Thema und beginnt im Kopf. Ich bin viel unterwegs: Arbeiten im Zug oder auf dem Autorücksitz sind für mich das Normalste der Welt. Als Geschäftsführerin geniesse ich Freiheiten, muss aber auch bereit sein, mal morgens um 3 Uhr das Telefon abzunehmen.

Die Firma Krummen Kerzers meines Mannes Peter und seines Zwillingsbruders Hans hat schweizweit fünf Niederlassungen, zwei davon in der Ostschweiz. Ohne meinen Vater Matthias Rapold, der als Standortleiter in Rheinau im Einsatz ist, wäre es dennoch nicht möglich.

Ihr macht von euch Reden und habt Anfang Jahr mit einem Elektro-Truck Orangen aus Spanien geholt.

Auf diese Initiative sind wir besonders stolz. Es war nach unserem Wissen der weltweit längste Transport mit einem E-Truck! Wir haben uns der Nachhaltigkeit verpflichtet, setzen sehr stark auf die Elektromobilität und werden in unserem Jubiläumsjahr 2024 die 10-Prozent-Hürde geknackt haben: Von unseren 200 LKW werden mindestens 25 vollelektrisch sein. Hier sind wir völlig im Einklang mit den Zielen von PostAuto.

Wie sieht es mit der sechsten Generation aus?

Meine Mädchen sind 6 und 8 Jahre alt und aktuell noch sehr mit ihren Barbies und Schmetterlingen beschäftigt. Aber wer weiss…

Die letzte Postkutsche von Ururgrossvater Joseph Rapold 1926. Danach wurde die Strecke mit einem motorisierten Renault gefahren.
Die letzte Postkutsche von Ururgrossvater Joseph Rapold 1926. Danach wurde die Strecke mit einem motorisierten Renault gefahren.

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